Protonische Liebe (German Edition) by Stefan Läer

Autor:Stefan Läer [Läer, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-08-19T22:00:00+00:00

#15

„Die HPT, Mister Moellender, durchläuft gerade noch klinische Studien, ist jedoch im Prinzip bereits jetzt gebrauchsfertig.“

„Erklären Sie es mir, Pleum!“, forderte Moellender aufgeregt.

„Nun gut“, begann ein noch relativ junger Mann mit schwarzen Haaren und Dreitagebart zu sprechen. „HPT steht als Abkürzung für Humane Protonentransformation und beruht auf einem geradezu revolutionären Gedanken. Wie Sie ja als Gehirnspezialist und –produzent wissen, besitzen Hominini ein so genanntes nicht-lokales Bewusstsein, das statt auf elektromagnetische Wellen auf Wahrscheinlichkeitswellen zurückzuführen ist, die im nicht-lokalen Raum universell gespeichert sind. Da wir es nur dann wahrnehmen, wenn es gerade nicht von unserem Wachbewusstsein überlagert wird, fristet unser nicht-lokales Bewusstsein ein ganz schönes Leben im Untergrund. Ursprünglich ist man diesem anderen Bewusstsein übrigens im Rahmen der Untersuchung von Nahtoderlebnissen auf die Schliche gekommen, weil man sich anfänglich nicht erklären konnte, wie Hominini bei einem angeblichen Bewusstseinsverlust nach ihrem Erwachen von bewussten Erlebnissen während ihrer Bewusstlosigkeit berichten konnten. Neurowissenschaftlicher Fakt ist, dass es sich bei unserem Gehirn um nichts anderes als einen Peilsender für den Teil des nicht-lokalen Bewusstseins, den wir Wachbewusstsein nennen, handelt, mit dessen Hilfe wir die diesseitig dimensionierte Welt problemlos wahrnehmen können. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieser Peilsender öffnet uns das Tor zu dieser Welt.

Gehen wir nun einen Schritt weiter und lassen wir diesen Peilsender weg. Was bleibt übrig? Unser nicht-lokales, also nicht-ortsgebundenes Bewusstsein, in dem unsere Persönlichkeit fest verankert ist. Unser persönliches Ich aus seinen unzähligen Teilchen kann folglich niemals verloren gehen, was im Prinzip ewiges Leben bedeutet.“

Pleum beobachtete, wie sein Chef voller Ungeduld zusehends mit den Fingern schnippte und fuhr eilig fort:

„Nun gelange ich an den entscheidenden Punkt des wissenschaftlichen Nutzens.“

Als habe er seit Beginn des Vortrags die ganze Zeit auf diesen Satz gewartet, nickte Moellender bekräftigend.

„Sie hatten mir die Aufgabe gestellt, eine kostengünstige und effektive Alternative zur In-vitro-Fertilisation sowie zu den Maschinen-OPs zu ergründen. Ich darf Ihnen hiermit erklären, dass mein Team und ich die quantenmechanischen Wahrscheinlichkeitswellen unseres Bewusstseins nicht nur kontrollieren, sondern sie bereits gezielt kraft einer Laserquelle aufgrund der Quantenspinkohärenz projizieren kann. Und zwar auf alles, was prinzipiell als Peilsender und somit als Hirnersatz dienen könnte. Um die berüchtigte Katze aus dem Sack zu lassen: Wir schalten die Gehirne ab und polen die Bewusstseinsströme auf kleine Teilchen, zum Beispiel auf Protonen, um. Wir nennen das instantane – also echtzeitliche – Bewusstseinsübertragung aufgrund nicht-lokaler Verschränkung. Zugegebenermaßen wären diese homininen Protonen etwas gewöhnungsbedürftig, aber allemal energieeffizient und vor allen Dingen preiswert. Sie müssen nur bedenken, dass wir in diesem Fall völlig wehrlose Teilchen statt Menschen schaffen würden. Was halten Sie davon?“

Pleum wusste nicht, ob Moellender staunte. Er hätte es angesichts der ewig frostigen Miene seines Chefs auch gar nicht erkennen können.

„Umso besser. Dann hätte ich sie restlos in meiner Hand. Das klingt ausgezeichnet, Pleum! Weiterforschen bitte! Sie haben den Auftrag, diese Methode an der ersten neuen Generation flächendeckend zu testen. Nächste Woche erwarte ich den Bericht.“

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